Von Pisa ist es nicht weit bis in die weltberühmte Rotweinregion Chianti. Eigentlich hätte ich mir für den Ausflug in die Toskana einen kleinen Fiat Cinquecento als Mietwagen gewünscht, aber der Verleiher hat ein anderes Modell der Kleinwagenkategorie bereitgestellt.
Der Wagen schnauft den Schotterweg zur Villa Le Barone hinauf und wirbelt eine riesige Staubwolke hinter sich auf. Die befestigten Straßen von Pinzano in Chianti habe ich längst hinter mir gelassen und nun rollen wir durch die Weinberge zum antiken Herrenhaus der Bildhauerfamilie Della Robbia.
Fröhlich winkt der Hausherr Count Corso de Larderel am Torbogen.
Seine Cousine Herzogin Franca Visconti hat die ehemalige Fattoria, den italienischen Bauernhof, in ein kleines Hotel mit 30 Zimmern gewandelt. „Im Chianti geht es sehr gemütlich und familiär zu“, strahlt der Graf sichtlich entspannt und öffnet die knarzende Zimmertür zu meinem heutigen antiken Schlafgemach der Villa le Barone.
An diesem sonnigen Nachmittag pflückt die Köchin im weitläufigen Park frische Petersilie für den klassisch toskanischen Gemüseeintopf Ribollita. Die Region in Norditalien ist bekannt für einfache Gerichte mit großem Geschmack.
Die ehemals arme, bäuerliche Bevölkerung kochte mit günstigen Zutaten und wärmte auch Speisen vom Vortag wieder auf. Ribollita galt ursprünglich als Arme-Leute-Essen und bedeutet soviel wie „erneut gekocht“. Denn Aroma und Geschmack werden besonders intensiv, wenn der Eintopf nach dem Abkühlen noch einmal aufgewärmt wird.
Heute ist die toskanische Spezialität auch in Feinschmeckerrestaurants auf der Speisekarte zu finden.
Und so speise ich am Abend mit dem Hausherrn und seiner Gemahlin im historischen Restaurant des kleinen Hotels. Ich bin begeistert vom intensiven Geschmack des eigentlich so einfachen Gerichts. Die Zutaten sind abhängig von der Saison, doch immer gehören weiße Bohnen, Tomaten, Kohl und trockenes Brot hinein. Ursprünglich bestand die Gemüsesuppe aus den Resten der Suppe vom Vortag. Zuerst wurden Brotscheiben in eine Schüssel gelegt, die Suppe darüber gegeben und das ganze mit Zwiebelringen bedeckt. Alles wurde im Ofen erhitzt, bis die Zwiebeln goldbraun waren. Auch heute schmeckt die Ribollita aufgewärmt am besten.
Dazu gibt es – wie könnte es anders sein – ein Glas Rotwein aus der Region. „Zum Primi Piatti gehört hier in der Region ein Glas Chianti Classico“, empfiehlt mir der Hausherr der Villa le Barone den edlen Tropfen aus der Flasche mit dem schwarzen Hahn. Der erste Gang eines italienischen Menüs besteht zumeist aus einem Pasta- oder Gnocchi-Gericht, im Norden der Toskana werden auch Suppen als erster Gang serviert. Der zweite Gang ist entweder ein Fleisch- oder Fischgericht. An der Küste wird die Fischsuppe Caciucco oder Tonno briaco, also Thunfisch in Wein, serviert. Im Landesinneren geht die Tendenz eindeutig zum Fleisch, besonders Rind, Schwein und Lamm kommen auf den Teller. Oft wird das Fleisch gegrillt, da früher der Kamin als einzige Heizquelle auch zum Kochen verwendet wurde.
Als Kleinigkeit zwischendurch empfiehlt sich die toskanische Variante der Pizza, das Fladenbrot Foccacia belegt mit Tomaten, Oliven und Käse. Weltweit bekannt ist das hochwertige Olivenöl aus der Region, auch rund um die Villa le Barone erstrecken sich die weiten Olivenhaine bis zum Horizont.
Mehr Informationen zur Villa Le Barone unter www.villalebarone.com oder www.schlosshotels.co.at.
Zum Abschluss konnte ich der Küche noch das Rezept für die Ribollita entlocken:
Zutaten für 4 Personen
2 rote Zwiebeln
1 Dose weiße Bohnen
2 Möhren
1 Staudensellerie
1 Dose kleine, geschälte Tomaten
1 kleiner Schwarzkohl oder Wirsing
1 Zucchini
1 Kartoffel
3 Knoblauchzehen
2 EL Tomatenmark
2 Handvoll altbackenes Brot
Petersilie
Salz, Pfeffer, Olivenöl, Brot.
Zubereitung:
Weiße Bohnen abtropfen lassen, die Hälfte pürieren. Zwiebeln schälen, hacken, anbraten. Den Kohl in Streifen schneiden, Möhren und Staudensellerie klein schneiden. Alle Zutaten mit dem Tomatenmark zu den Zwiebeln geben und nach Bedarf mit Gemüsebrühe aufgießen und weich kochen. Alle Bohnen zum Gemüse geben, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Etwas Brot auf die Teller legen, Suppe darüber gießen, mit etwas Olivenöl und Parmesan garnieren und servieren.
Da kommt doch gleich wieder Toskana-Sehnsucht auf. Das Essen hört sich sehr lecker an!
Ja, es schmeckt wirklich fantastisch! Wir haben kürzlich zuhause noch eine Ribollita gekocht und waren wieder begeistert. Kennst Du die Toskana?
Zumindest ein wenig. Vor allem Siena und Weinkaufen in Montalcino sind mir in ganz toller Erinnerung geblieben. Und eigentlich generell das wunderbare Essen, das es dort gibt. Das mit einem Einblick in die Küche zu verbinden ist wirklich eine tolle Idee!
Das Essen sieht lecker aus. Noch ein Grund sich die Toskana mit all ihren Vorzügen einmal anzusehen.