Amsterdam ist eine der attraktivsten und beliebtesten Städte Europas: In der fußläufigen Innenstadt mit ihren prachtvollen Giebelhäusern aus dem 17. Jahrhundert kann man endlos bummeln, an den schönsten der 165 Grachten entlang flanieren und in unzählige Restaurants, Cafés und Kneipen einkehren. Von frühmorgendlichen Märkten bis ins Nachtleben im Rotlicht-Distrikt – in der niederländischen Hauptstadt ist rund um die Uhr etwas los.
Kein Wunder, dass jedes Jahr Millionen Amsterdam besuchen – jeder dritte aus Deutschland. Meine Idee: In den kühleren Monaten fahren, dann ist es nicht ganz so überlaufen. Ich habe für Euch ein Wochenende lang meine Highlights erkundet und den ganz besonderen Charme von Amsterdam im Winter entdeckt.
Kurzurlaub Tag 1 in Amsterdam
10 Uhr
Ich habe einen frühen Flug genommen, um möglichst viel Zeit für all die Sehenswürdigkeiten zu haben. Da es für einen Check-in noch viel zu früh ist, nehme ich die Bahn zum Hauptbahnhof und schließe meinen Koffer ins Gepäckfach (7 Euro am Tag).
Direkt gegenüber vom Centraal beginnen die zahlreichen Gässchen der Fußgängerzone, doch zum Einkaufsbummel ist es noch zu früh. Daher kaufe ich mir an einem Schalter in (!) der Straßenbahn eine 48-Stunden-Karte (12 Euro) und fahre mit der Linie 4 zum Blumenmarkt.
11.30 Uhr
Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass hier Sträuße und Zimmerpflanzen feilgeboten werden. Jetzt im Winter aber haben Blumenzwiebeln Saison. Vor allem Tulpen aller Couleur werden wahlweise im hübschen 25- oder 50er-Säckchen angeboten. Ein hübsches Mitbringsel sind Tulpenzwiebeln in einem weißen, mit blauer Mühle bemalten Porzellanschuh. Ich staune über die große Auswahl an Saatgut (bis hin zum Cannabis-Starter-Kit) und den in Delfter Blau bemalten Weihnachtsbaumschmuck.
12.30 Uhr
Mit der Straßenbahnlinie 2 geht es weiter zur Museumsplein. Vor dem Rijksmuseum steht ein übergroßes, rot-weißes „iamAmsterdam“-Schild, offenbar das beliebteste Selfie-Motiv der Stadt. Auch nebenan auf der Eisbahn mit angrenzender Bar ist schon einiges los. Selbst an eine typisch holländische Klappbrücke wurde gedacht. Auf dem „Ice*Amsterdam“ kann man noch bis Ende Februar für 4,50 Euro seine Runden drehen.
13.00 Uhr
Ich gehe lieber rüber ins Rijksmuseum. Für die Kunstsammlung von Weltrang muss man nicht nur etwas Zeit mitbringen, sondern auch gut zu Fuß sein. Das imposante Gebäude von 1885, das 2013 nach zehnjähriger Renovierung in seiner jetzigen Form wiedereröffnete, hat nämlich 80 Ausstellungssäle mit 8.000 Exponaten.
Mein Plan: Erst zu Rembrandts berühmter Nachtwache, dann zu den Malern des 17. Jahrhunderts, die das goldene Zeitalter der Stadt zeigen. Unterwegs mache ich faszinierende Entdeckungen: ein riesiges Modellschiff, eine Geige aus Delfter Porzellan, Puppenhäuser, die historische Museumsbibliothek – und Schließfächer, in denen man sein Handy laden kann.
17 Uhr
Als das Museum schließt, fängt es langsam an zu dämmern. Ich mache einen kurzen Spaziergang zu den größten Kanälen der Stadt. Ihre Namen erahnen lassen, dass dort schon vor 400 Jahren die Oberschicht zu Hause war. Heute liegen in der Prinsengracht, der Keizersgracht und der Herengracht zahlreiche der 2.500 Hausboote Amsterdams vor Anker. Eine gute Adresse!
19 Uhr
Es wird Zeit, ins Hotel einzuchecken. Mit der Straßenbahn 4 fahre ich vom Hauptbahnhof direkt bis vor das „Motel One Amsterdam”. Das nagelneue Budget-Design-Hotel hat im August 2015 eröffnet. Vor der Tür stehen reichlich Leihfahrräder (14 Euro am Tag). Das Hotel liegt rund 10 Tram-Minuten südöstlich der Innenstadt und ist echt günstig (69 Euro im Einzel- und 84 Euro im Doppelzimmer, Frühstücksbuffet 9,50 Euro).
Der Frühstücksraum-Lobby-Lounge-Bar (je nach Tageszeit) ist sehr stylisch, mit Tulpen, Fahrrädern und dem dunklen Holz der alten Maler gestaltet. Neben türkisen Eggchair-Sesseln stehen weiße Weihnachtsbäume. Die 320 Zimmer haben Panoramafenster, Boxspring-Betten, Flachbild-TV, Sessel, Schreibtisch und Bad mit großer Dusche. Tipp: Den besten Blick haben im obersten Stock die Eckzimmer 904 und 917.
Kurzurlaub Tag 2 in Amsterdam
9.00 Uhr
Heute muss ich früh raus, denn ich möchte mir das Anne-Frank-Haus ansehen. Mehr als 1,2 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr das Wohnhaus, in dem Anne Frank ihr berühmtes Tagebuch schrieb. Die Warteschlange vor dem Eingang ist jetzt im Winter den ganzen Tag über „nur“ 50 Meter lang (viele Schulklassen), und deshalb bin ich lieber gleich morgens dort. Der Besuch ist für jeden sehr ergreifend, denn man begeht die Räumlichkeiten im Hinterhaus, in dem sich die Familien Frank und van Pels versteckten. Auch das Original-Tagebuch und viele Briefe sind zu sehen.
11.00 Uhr
Es nieselt leicht, so dass ich beschließe, den Bummel durch die Einkaufsstraßen und Weihnachtsmärkte auf den späteren Nachmittag zu verschieben. Ich kehre zurück an die Museumsplein und gehe ins Van-Gogh-Museum. Die weltgrößte Sammlung des niederländischen Malers umfasst 600 Gemälde und Zeichnungen, darunter die berühmten Sonnenblumen. So schön die Bilder auch sind, fotografieren ist leider nicht erlaubt.
13.00 Uhr
Gleich eine Tür weiter gehe ich ins Stedelijk. Das Museum für zeitgenössische Kunst hat einen supermodernen Anbau und wurde 2012 nach jahrelanger Renovierung wiedereröffnet.
Ich schlendere durch die hohen Räume mit verschiedenen temporären Ausstellungen – mit riesigen Installationen einer deutschen Künstlerin, Fotos aus aller Welt, Plakaten, Möbelstücken aus unterschiedlichen Epochen. Und in ein paar Wochen gibt’s wieder etwas völlig Neues.
15.00 Uhr
Nebenan macht mich das Diamanten-Museum neugierig. Mehr als 400 Jahre war Amsterdam das Weltzentrum der Diamantenschleiferei und des Handels, bevor es von Antwerpen abgelöst wurde. Ich bin beeindruckt, aus welchen Regionen der Welt Diamanten stammen (Top 5: Russland, Botswana, Kongo, Australien, Kanada!) und sehe einen mit 17.000 Diamanten besetzten Schädel.
Beim Selfie-Spiel am PC lässt sich die Krone der Queen leider nicht auf meinen Kopf schieben. Abschließend schaue ich den Schleifern von Coster Diamonds bei ihrer Arbeit zu. Dann nehme die Straßenbahn zum Dam-Platz und gehe in der Kalverstraat und ihren Nachbargässchen bummeln, bis es dunkel wird und die Weihnachtsbeleuchtung die Straßen erhellt.
19.00
Eine Grachtenfahrt bei Tage hatte ich schon einmal gemacht, aber das Besondere im Winter sind die abendlichen Kanalfahrten zum „Light Festival“. Jedes Jahr von November bis Januar installieren Künstler rund 40 beleuchtete, phantasievolle Gebilde in und über den Grachten rund um die Innenstadt. Wenn das Boot eine Installation passiert, löst es bunte Lichtspiele aus (sehr zur Freude der Schaulustigen an Land), und der Kapitän erklärt den Bezug zum diesjährigen Thema „Friendship“. Besonders gut gefallen mir die animierten Männchen, die über die Herengracht springen.
Kurzurlaub Tag 3 in Amsterdam
9.00
Heute lasse ich es ruhig ausklingen. Erst einmal in Ruhe frühstücken (geht bis 11 Uhr). Den Koffer deponiere ich im Gepäckraum, schließlich bin ich nachher vom Hotel aus in 10 Minuten mit der Bahn am Flughafen.
10.00
Es ist Sonntag Vormittag und ich gehe in die Kirche, und zwar in eine ganz Besondere: Ons’ Lieve Heer op Solder ist eine der letzten noch erhaltenen „Geheimkirchen“. Was wohl dahinter steckt?
Nachdem Amsterdam protestantisch wurde, konnten Katholiken nur hinter verschlossenen Türen Messen abhalten. Wohlhabende Kaufleute bauten ihre Dachstühle zu mehrstöckigen Gotteshäusern inklusive Altar und Orgel aus. In dieser Dachbodenkirche, die von 1661 bis 1887 im Betrieb war und seitdem Museum ist, wird heute wieder im Winter an jedem ersten Sonntag im Monat eine Messe gefeiert. Auch dieses Museum wurde um ein modernes Gebäude erweitert und erst im September 2015 frisch wieder eröffnet.
12.00
Ich stehe in dem Raum, in dem der berühmte niederländische Maler Rembrandt über 20 Jahre lang gemalt hat. Das prachtvolle Rembrandthuis zeigt, wie der Meister 1639 bis 1658 hier lebte: Mit einer großen Wohnküche, der Empfangshalle, dem Salon, seinem Studio und unter dem Dach die Werkstatt seiner Gesellen. Und, Gemälde und Radierungen von Rembrandt und seinem Kreis werden ausgestellt!
13.00
Einen kurzen Spaziergang an der Amstel entlang erreiche ich meinem letzten Programmpunkt: den Amstelhof, der seit 2009 den größten Ableger der berühmten Eremitage von St. Petersburg beherbergt. Mit 102 Metern hat dieses klassizistische Gebäude – 1682 als Altersheim für 400 Frauen gebaut – die längste Fassade der Stadt. Im Inneren schaue ich mir die beiden hochkarätigen Ausstellungen an. Bei den Spanischen Meistern tauche ich ein in „die Welt von El Greco, Ribera, Zurbarán, Velázquez, Murillo & Goya“ – so auch der Untertitel der Ausstellung, die noch bis Ende Mai läuft. Die Portraitgalerie des Goldenen Zeitalters zeigt die Gesichter und das Leben der Kaufleute, die Amsterdam im 17. und 18. Jahrhundert zu großem Reichtum geführt haben.
Mehr Informationen
Wer viele Museen und Sehenswürdigkeiten auf dem Plan hat, für den könnte sich die „I_Amsterdam City Card” lohnen. Sie enthält freien oder ermäßigten Eintritt zu den meisten Attraktionen, eine Grachtenfahrt und die Nutzung des öffentlichen Verkehrsmittel. Die Karte ist erhältlich für 24 Stunden (55 Euro), 48 Stunden (65 Euro), 72 Stunden (75 Euro) und 96 Stunden (85 Euro).
Europaboulevard 23
1079 Amsterdam
EZ ab 69 Euro und DZ ab 84 Euro, Frühstück 9,50 Euro
Reiseführer
Dumont Reise-Taschenbuch_Amsterdam
mit 300 Seiten Insider-Tipps für jeden Geschmack und herausnehmbarem Stadtplan
Erhältlich für 17,99 Euro auf http://shop.dumontreise.de
Fotos wenn nicht anders gekennzeichnet (c) Andrea Bonder.
Hinweis: Diese Reise wurde unterstützt von Motel One und den genannten Museen. Der Bericht stellt ausschließlich unsere eigene Meinung dar.
Kennst Du Amsterdam schon? Was sind Deine Highlights?
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Die Idee mit dem Light-Festival finde ich fantastisch. Da lässt sich doch bestimmt ganz wunderbar fotografieren, oder?
Liebe Tabitha, die Lichtinstallationen lassen sich schön vom Boot aus sehen, aber Fotografieren geht natürlich besser von Land, dann wackelt es nicht. Die meisten Objekte lassen sich gut ablaufen und vom Ufer oder Brücken betrachten. Einige Installationen interagieren mit den Booten, daher warten am Ufer immer Leute mit Kameras und Handys.
Ich wusste garnicht, dass Amsterdam so interessant ist. Ich hab nur die Grachtenfahrten von früheren Schulausflügen in Erinnerung. Wirklich gute Vorschläge diese Stadt zu erkunden.
Amsterdam hat wirklich bei jedem Wetter viel zu bieten. Wenn es etwas wärmer ist, kann man stundenlang in Straßencafés sitzen, mit dem Rad durch die Stadt und den Vondelpark fahren und an den Grachten entlang spazieren (wunderbare Fotomotive!). Einige der Museen haben wechselnde Ausstellungen; wenn man ein paar Monate später wiederkommt, gibt es also viel Neues zu entdecken.
Ich war schon des Öfteren in Amsterdam, aber da sind wirklich Tipps bei, die ich irgendwie leider total verpasst habe! Wenn ich aus meinem Urlaub in einem Welschnofen Hotel wieder zurück bin, dann wollte ich sowieso meine nächste Reise nach Amsterdam planen und da werde ich bestimmt ein paar deiner Tipps ausprobieren :)
Tolle Bilder und Tipps. Ich war im letzten Jahr zum ersten Mal in Amsterdam, allerdings nur ein paar Stunden. Viel zu kurz, um die wunderschöne Stadt besser kennenzulernen. Das nächste Mal muss ich für Amsterdam mehr Zeit einplanen.
LG
Ina
Liebe Ina, danke Dir für Dein Feedback. Ich kann Dir auf jeden Fall empfehlen, mindestens ein Wochenende in Amsterdam zu verbringen! :) Sonnige Grüße, Brigitte