Studentenleben in der Altstadt – Ein Kurzurlaub in Münster

Münster zählt zu den „Historic Highlights of Germany“. Der Prinzipalmarkt mit seinen Giebelhäusern erinnert an reiche Hansezeiten, der große St. Paulus-Dom, Spuren der Täufer und ehrwürdige Kirchen prägen das historische Stadtbild. Doch aus meinen Studienzeiten weiß ich, dass es in Münster auch unzählige Locations für einen abwechslungsreichen Abend gibt.

Wo vor Jahrhunderten die Pferdekutschen klapperten, rattern heute Fahrräder über das Kopfsteinpflaster. Ich stehe auf dem Prinzipalmarkt im Herzen Münsters und Studenten, Anzugträger und Urlauber radeln kreuz und quer über die historische Straße. Mittlerweile ist es schon 15 Jahre her, dass ich selbst als Studentin durch die Stadt gerast bin und ich freue mich auf meine ganz persönliche Reise in die Vergangenheit.

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Einiges hat sich geändert, einiges ist geblieben. Die „Leeze“ ist immer noch das meistgenutzte Verkehrsmittel, hier gibt es fast doppelt so viele Räder wie Einwohner. Wer also das richtige Münster-Gefühl erleben möchte, sollte sich auf den Drahtesel schwingen.

Ein Ausflug in die Geschichte

Münster blickt auf mehr als 1200 Jahre Stadtgeschichte zurück – ob als Bischofssitz, Hansestadt, Hauptstadt der preußischen Provinz Westfalen, Universitätsstadt oder modernes Oberzentrum. Doch weltweit hat sich die Stadt einen Namen als Ort des Westfälischen Friedens gemacht. So beginnt mein Stadtrundgang im wohl geschichtsträchtigsten Gebäude, dem historischen Rathaus am Prinzipalmarkt.

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Hier wurde am 24. Oktober 1648 und zeitgleich in Osnabrück nach langen Verhandlungen der „Westfälische Friede“ geschlossen und damit der verheerende Dreißigjährige Krieg beendet. Nach einem kurzen Abstecher in den Friedenssaal und den Rathaus-Innenhof mit der modernen Kunst „Toleranz durch Dialog“ von Eduardo Chillida geht die Reise durch die Vergangenheit mit einem Spaziergang über den Prinzipalmarkt weiter.

Highlights der Altstadt

Der langgezogene Platz ist ein Stück lebendige Stadtgeschichte und während ich entlang der Giebelhäuser und Bogengänge flaniere, fühle ich mich in die Zeiten der Hanse und der alten Kaufmannsfamilien zurückversetzt, die hier zum Teil noch heute ihren Geschäften nachgehen. Zeit für einen Kaffee mit Ausblick, denn der Prinzipalmarkt ist das traditionsreiche Zentrum der Stadt, hier wird eingekauft, gefeiert und das Leben genossen.

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Nur wenig weiter steht Münsters Stadtkirche St. Lamberti. Ihre Bekanntheit verdankt sie einer schauerlichen Geschichte um die drei Käfige hoch oben im Turm, in denen Mitte des 16. Jahrhunderts die Leichen der drei Anführer der Täuferbewegung hingen. St. Lamberti beheimatet auch das höchste Dienstzimmer der Stadt, die Türmerstube. Der erste Turmwächter wurde bereits 1383 urkundlich erwähnt, 631 Jahre später arbeitet die erste Frau auf diesem Posten. Die Türmerin von St. Lamberti hält auch heute noch aus 75 Metern Höhe Ausschau nach Bränden und sendet abends zwischen 21 Uhr und Mitternacht alle halbe Stunden ein Zeitsignal mit dem Türmer-Horn in alle Himmelsrichtungen.

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Wenige Gehminuten weiter erinnert ein Denkmal an den wandernden Handelsmann des Münsterlandes mit seiner Rückentrage, der Kiepe. Typisch für diese Kiepenkerle war ihre Montur: Mit blauem Leinkittel, rotem Halstuch, Mütze, Knotenstock und Pfeife zogen sie von Hof zu Hof.

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Zeit für Shopping in Münster

Unter den romantischen Bogengängen des Prinzipalmarkts lässt sich bei jedem Wetter gut bummeln, trocken kommt man auch in den relativ neuen Münster Arkaden von einem Geschäft zum nächsten. Der lebendige Einzelhandel in den verschiedenen Einkaufsquartieren gehört fest zu Münster, jedes Viertel hat dabei sein ganz eigenes Flair.

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Die typischen Filialisten und Modelabels finden sich ebenso in der City wie zahlreiche inhabergeführte Geschäfte mit einem breiten Angebot abseits des Mainstreams. Dazwischen gibt es immer wieder unkonventionelle Shops für junges Publikum mit Selbst-Designtem, Recyceltem oder fair gehandelten Produkten. Und manchmal entwickeln sich aus solchen Angeboten auch Namen, die weit über Münster hinaus bekannt sind. So etwa „Skater-Papst“ Titus Dittmann, der das Skateboard in Deutschland bekannt machte und mit seinem Label bis heute Trendsetter der Szene ist.

Typisch westfälisch – Pumpernickel und Töttchen

Wer jetzt ersten Hunger verspürt, sollte die Westfälische Küche probieren, zum Beispiel im alten Brauhaus „Kiepenkerl“ neben dem Kiepenkerl-Denkmal. Bei herrlichem Sonnenwetter sitzen jedoch alle draußen und genießen Münsterländer Kost auf dem kleinen Platz.

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Typisch für die Region sind deftige und bodenständige Gerichte. Dazu gehören Fleischspeisen wie Töttchen, das sich vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse entwickelt hat. Das pikante, süß-saure Ragout enthält heute oftmals feines Kalbfleisch statt der damals üblichen Schlachtreste. Aber auch kräftige Eintopfgerichte mit regionalen Gemüsesorten wie Stielmus, dicken Bohnen und Kohlarten sollte man probieren. Ein Klassiker ist eine rustikale Mahlzeit mit Pumpernickel, Mettwurst und Bier. Das aus Roggenschrot und Roggenvollkorn langsam gebackene, äußerst haltbare Brot zählt zu den bekanntesten Spezialitäten.

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Samstags bietet sich ein Gang über den großen Markt am St. Paulus-Dom an. Vom Fischhaus über den Steinofenbäcker bis zur Edelpilzzucht und einem großen Angebot an Obst und Gemüse aus dem Münsterland ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ein Abstecher in den Dom sollte dabei nicht fehlen. Das Kirchengebäude stammt im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert, besonders sehenswert ist die astronomische Uhr aus dem Spätmittelalter. Übrigens: Kirchenfreunde finden in der Altstadt noch weitere Highlights, wie die Unterwasserkirche an der Aa, die barocke Clemenskirche oder die Dominikanerkirce.

Quirliges Studentenleben

Münster ist nicht nur eine Stadt der Geschichte, hier wird auch Wissenschaft gelebt. Rund 200 Studierende kommen auf 1.000 Einwohner und die fast 60.000 Immatrikulierten an neun Hochschulen sorgen für jugendliche Frische in der Stadt. Ich erinnere mich gern an die Kneipenabende im Kuhviertel, das Vergnügungsviertel ist eine Mischung aus Studentenkneipen und typisch westfälischen Restaurants, wie dem „Pinkus Müller“. In der Altbierbrauerei sitzt man an langen Holztischen, an denen sich schon Generationen von Münster-Gästen verewigt haben.

Ab ins Grüne

Als Studentin war ich gerne am Aasee unterwegs, der nur wenige Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt liegt. Bei meinem Kurzurlaub in Münster stelle ich fest, dass auch die heutigen Studenten dort relaxen. An diesem herrlichen Frühlingstag wird überall gepicknickt und Fußball gespielt. Ein beliebter Treffpunkt sind übrigens die drei überdimensional großen Billardkugeln am Aasee.

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Die „Giant Pool Balls“ wurden von Claes Oldenburg für die erste Skulptur-Ausstellung der Stadt im Jahre 1977 geschaffen. Das Kunst-Event findet seither alle zehn Jahre statt, auch in diesem Jahr werden wieder zahlreiche Künstler vorwiegend temporäre Werke schaffen, die vom 10. Juni bis zum 1. Oktober 2017 in ganz Münster zu sehen sein werden.

Mein Tipp: Szeneviertel Hafen

Vom Güterumschlagplatz zum Kreativkai – in Münster ist seit einigen Jahren am Hafen rund um die Uhr eine Menge los. Alte Speicherhäuser wurden umgebaut, dazwischen glänzt moderne Architektur und genau der Mix macht den besonderen Reiz des Stadthafens aus. Zu meiner Studentenzeit öffnete gerade der erste Club. Heute lockt tagsüber die Kunsthalle, anschließend laden inzwischen eine Vielzahl an Cafés und Restaurants mit Wasserblick zum Verweilen ein. Am Abend geht es ins Wolfgang Borchert Theater oder in den Hot Jazz Club, später dann zum Absacker in eine der zahlreiche Bars im neuen Szeneviertel. Unbedingt probieren: Die super leckeren Pizzen im Café Med.

Krimistadt Münster

Wer die Stadt schon aus dem Fernsehen kennt, kann sich einer klassischen Krimi-Führung anschließen oder mit dem Krimi-Flyer der Touristeninformation auf eigene Faust ermitteln. Beliebte Ziele sind das Antiquariat des Privatdetektivs Wilsberg und die Schauplätze des Münster-Tatorts mit Axel Prahl als Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als Professor Boerne. Münster ist zumindest im Fernsehen zu einer Hochburg des Verbrechens geworden, jedes Jahr werden im Schnitt zwei Tatort- und vier Wilsberg-Filme gedreht.

Mehr Informationen gibt es beim Tourismusbüro_Münster.

 

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