Schon die Anreise war typisch asiatisch. Gute dreieinhalb Autostunden dauerte die Autofahrt von der Hauptstadt Hanoi bis zur legendären Halong Bucht, natürlich inklusive ungefragtem Shopping-Stopp auf halber Strecke. Von Stickbildern über handgemalte Teller hin zu mehr oder weniger echten Reiseführern – das Angebot war äußerst vielfältig.
Am Hafen angekommen gab es eine herzliche Begrüßung mit dem obligatorischen „Cold Towel“ zur Erfrischung, dann ertönten die Trommeln an Bord der ‘Au Co 2’ – meiner Bleibe für die nächsten drei Tage. Mit einem strahlenden Lächeln hält ein sympathischer Vietnamese ein Schild mit der Aufschrift ‘Au Co 2’ hoch, damit sich auch wirklich keiner auf das falsche Schiff gelangt.
Wer bei einer Kreuzfahrt über die Halong Bucht an die klassisch braunen Boote mit großen Drachensegeln denkt, liegt mittlerweile falsch. Leuchtend weiß müssen die Schiffe sein, das sei eine Frage der Sicherheit. So entschied vor einigen Jahren ein örtlicher Gouverneur. Von meiner Kabine bin ich begeistert. Viel dunkles Holz, eine riesige Fensterfront mit Balkon und ein äußerst edles Bad – hier lässt es sich bestens aushalten.
Plötzlich durchläuft ein sanftes Zittern die ‘Au Co 2’ und ich sprinte auf das Sonnendeck, um das Ablegemanöver nicht zu verpassen. Das weiße Schiff nimmt Kurs auf die Abertausenden an Felsnadeln der Halong Bucht. Seit 1994 gehört sie zum Weltnaturerbe der UNESCO. „Der Name ‘Vinh Ha Long’ steht für die Bucht des untertauchenden Drachen“, übersetzt der Kreuzfahrt-Assistent Truong Cong Tung (er lässt sich der Einfachheit halber „Tung“ rufen) . „Der Legende nach zog ein riesiger Drache im Kampf gegen die Feinde des Viet-Volkes tiefe Furchen ins Land. Als er ins Meer abtauchte, stieg das Wasser an und zurück blieben nur die Felsspitzen“, erklärt mir der junge Vietnamese.
Am frühen Abend wird zum ersten Kreuzfahrt-Event an Deck geladen – Frühlingsrollen-Wettrollen. „Auf die Plätze, fertig, los!“ Kaum ertönt das Startsignal, rolle ich zwischen zwei anderen Wettkampfteilnehmern so schnell wie möglich meinen hellen Teig um eine bunte Mischung aus Fisch, Möhren und Sojasprossen. Nach wenigen Sekunden hält der junge Mann neben mir triumphierend seine Frühlingsrolle mit gestrecktem Arm in die Luft. Gewonnen! Doch heute geht es zum Glück nicht nur um Zeit, auch die Qualität spielt eine Rolle. „Das sieht zwar gut aus, aber in dieser Runde hat Deutschland die Nase vorn“, entscheidet Tung und legt meine perfekt gerollte Vorspeise in den siedend heißen Wok. Stolz schaue ich zu, wie meine Frühlingsrolle im Öl knusprig brutzelt.
Neues Spiel, neues Glück – schon stellen sich die nächsten Passagiere auf dem Sonnendeck der ‘Au Co 2’ der Herausforderung. Genüsslich knabbere ich an meiner ersten, selbst gerollten Frühlingsrolle und schaue den anderen beim kleinen Wettkampf zu. Und im Hintergrund versinkt die Sonne ganz langsam hinter den unzähligen Kalkfelsen, die sich aus dem grünblauen Meer der Halong Bucht im Nordosten Vietnams emporheben.
Besonders mystisch wirkt die Halong Bucht am frühen Morgen. Verschlafen ziehe ich die Vorhänge zur Seite und beobachte, wie die geheimnisvolle Hügellandschaft an den Panoramafenstern meiner Kabine vorbeizieht. Noch umhüllen dichte Nebelschwaden die bizarren Kalkfelsen und erst die aufgehende Sonne vermag das verschleiernde Grau zu vertreiben. Plötzlich leuchten bunte, schwimmende Holzhäuser vor steilen Felsspitzen auf, frischgrüner Regenwald klammert sich an die Hänge – wir haben das schwimmende Dorf Vung Vieng erreicht.
In typischen Korbbooten rudern die Frauen einige Urlauber durch das farbenfrohe Fischerdorf, neugierig blicken Kinder und Hunde von den Pontons herüber. Die Männer arbeiten heute auf der Perlenfarm am Rande von Vung Vieng. Eine Grundschule gibt es hier, auch ein Gemeinschaftshaus und ein winziger Shop sind per Boot erreichbar. Selbst die Kleinsten bewegen sich ganz selbstverständlich über das Wasser von einem Haus zum nächsten. Ein junges Mädchen bedient die Riemen geschickt mit ihren Füßen und angelt gleichzeitig erfolgreich nach einem frischen Mittagessen. Ein wenig Show für die Fremden ist sicherlich auch dabei, denn fröhlich winkt sie herüber.
Die drei Kreuzfahrt-Tage sind voller Programm. Am Nachmittag besuchen wir die riesige Höhlenwelt von Sung Sot mit ihren jahrtausendealten Stalaktiten und Stalagmiten, ein weiterer Stopp führt auf die Insel Cat Ba mit Mountainbike-Tour und anschließendem Dschungel-Trekking.
Zwischen den Ausflügen genieße ich immer wieder die einmalige Aussicht auf dem Sonnendeck. Unter Palmen und Sonnenschirmen liege ich entspannt im Korbsessel, während die Felsspitzen langsam an mir vorüberziehen.
Am letzten Abend lädt Tourassistent Tung erneut zum Wettkampf ein. An der Reling verteilt er kleine Angeln und lockt mit einer starken Taschenlampe die Meerestiere an. Wir versuchen uns im Squid-Fischen! Doch als mein erster Fang wild seine Tinte versprüht, gebe ich die Angel hektisch an einen kleinen Jungen weiter und genieße lieber den feinstens zubereiteten Fisch im Restaurant der ‘Au Co 2’.
Buchung der Kreuzfahrt in Deutschland über:
Lotus Travel Service Baaderstr. 3 80469 München www.lotus-travel.comPreisbeispiel: 3 Nächte Kreuzfahrt mit der Au Co 2 durch die Halong Bucht ab 918 Euro pro Kabine inklusive Vollpension.
Reiseführer im Taschenbuchformat für Vietnam: Zum Schmökern an Deck: Das DuMont Reise-Handbuch Vietnam liefert viele stimmungsvolle Geschichten und Tipps um die Halong Bucht und weitere Sehenswürdigkeiten des Landes. DUMONT Reise-Handbuch Vietnam: 1/2014 Dumont Reiseverlag Preis: 24,99 Euro shop.dumontreise.de Hinweis: Diese Reise wurde unterstützt von Lotus Travel Service. Der Bericht stellt ausschließlich unsere eigene Meinung dar.