Hüttentrekking mit Seeblick – Mehrtageswanderung im Tessin

Aktivurlaub liegt im Trend und auch ich versuche, auf Reisen möglichst aktiv zu sein. Im letzten Jahr habe ich mich das erste Mal auf eine Mehrtageswanderung von Hütte zu Hütte begeben und war begeistert. Drei Tage lang ging es mit dem Rucksack durch das Tessin – mit einfach herrlichen Ausblicken!

Hinweis: Recherchereise mit Unterstützung von Tessin Tourismus.

Den Ziegen auf der Spur

An diesem sonnigen Herbstmorgen schnüren wir schon früh unsere Schuhe vor der Capanna Monte Bar. Tautropfen benetzen die Almwiesen rund um die Schweizer Berghütte und auch der Luganersee unten im Tal hüllt sich noch in dichten Nebel. Es ist kühl auf gut 1.600 Metern Höhe, doch erste Sonnenstrahlen versprechen einen warmen Tag.

Plötzlich ertönen helle Glöckchen und mehrere Dutzend Ziegen ziehen an der Panoramaterrasse vorbei. Ein weißer Hirtenhund trabt eifrig voran, am Ende hält Giovanni die bunte Herde zusammen und leitet sie hinab ins Tal. Wir haben den gleichen Weg und schließen uns dem jungen Ziegenhirten an.

An Überholen ist nicht zu denken, denn immer wieder bricht ein Tier aus, klettert die steilen Felsen hinauf und wird von Giovanni wieder eingefangen. Ein entgegenkommender Mountainbiker muss anhalten, wird von der Herde umschlossen und kann nach kurzer Zeit weiter bergauf radeln. Wenige Minuten später ist auch für uns der Weg frei, denn Giovanni lenkt seine Herde mit lauten Rufen über eine breite Wiese hinab zur Ziegenfarm Alpe Rompiago. Der Wanderweg hingegen führt zum Motto della Croce, einem der schönsten Aussichtspunkte im Tessin.

“Lugano Trekking” im Tessin

Die dreitägige „Lugano Trekking Route“ führt über gut 42 Kilometer vom Künstlerdorf Brè bis nach Tesserete und eignet sich für Einsteiger mit guter Kondition ebenso wie für fortgeschrittene Wanderer. Die Tagesetappen sind zwischen zehn und 18 Kilometer lang, dabei müssen zwischen 600 und 1.300 Höhenmeter überwunden werden. „Für jeden Abschnitt gibt es jedoch eine leichtere Alternative“, gibt Sebastiano Lurati vom örtlichen Tourismusbüro einen wertvollen Tipp. „Diese lassen die höchsten Gipfel aus und sind daher weniger anstrengend.“

Den ersten Berg der Tour erklimmen wir ganz bequem per Standseilbahn. Von Lugano aus geht es in wenigen Minuten auf den Monte Brè und damit hinauf zum ersten der unzähligen Aussichtspunkte der Dreitagestour. Während Luganos Hausberg an Wochenenden gut besucht ist, treffen wir direkt hinter dem gleichnamigen Künstlerdorf seltener auf Gleichgesinnte. Die ersten Kilometer der Trekking-Tour sind anstrengend, immer wieder müssen steile Passagen bewältigt werden. Doch ab und an lädt eine Bank zur Pause, große Buchen spenden Schatten und aus Brunnen am Wegesrand sprudelt erfrischendes Quellwasser.

Steile Serpentinen führen auf den nächsten Berg, den Monte Boglia. Hier lohnt es sich, den Rucksack abzunehmen, ein Picknick auszupacken und dabei vom Gipfelkreuz aus den Rundumblick über die Tessiner Berge zu genießen. Mit dem Aufstieg auf den kargen Gipfel ist die Arbeit für den ersten Tag jedoch noch nicht getan. Geschotterte Serpentinen führen durch Vogelbeerplantagen hinab zu den Denti della Vecchia. Die „Zähne der Alten“ ragen schroff in den blauen Himmel, der Wanderweg führt über Stock, Stein und Baumwurzeln mehrere Kilometer entlang der zackigen Felsen bis zum lang ersehnten Tagesziel, der Capanna Pairolo.

Übernachtung in der Berghütte

Eine Handvoll Ausflügler genießt bereits die späte Nachmittagssonne auf der großen Terrasse der Berghütte, hier wird auch das Abendessen in Form von Gemüsesuppe und typisch Tessiner Polenta serviert. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, sinken die Temperaturen und die Wanderer ziehen sich müde in ihre Zweibettzimmer zurück.

Wen der Muskelkater am nächsten Morgen zwickt, der wählt die leichte Variante der zweiten Etappe und erspart sich mehrere hundert Höhenmeter. Die Strecke führt über den von Hochlandrindern und Ziegen ausgetretenen „Cattle Trail“ immer entlang der Schweiz-Italienischen Grenze bis nach San Lucio, wo gleich zwei Hütten zur Einkehr laden.

Sportliche Wanderer erklimmen mit dem Gazzirola den höchsten Aussichtspunkt der gesamten Tour. Deutlich leichter zu bewältigen ist die Abkürzung, die vorbei an rauschenden Wasserfällen durch wilde Heidelandschaften bis zur Capanna Monte Bar verläuft.

Über den Cattle Trail zum modernen Berghotel

Nach gut 15 Kilometern an frischer Bergluft ist der Hunger groß und wird in der Hütte mit regionalen Produkten gestillt. „Der Ziegenkäse kommt von der Alpe Rompiago dort unten“, verrät der Hüttenwart Serge Santese und zeigt ins Tal. „Der Hof liegt ganz in der Nähe der letzten Etappe des Lugano Trekking.“

Gut gestärkt geht es am dritten Tag fast nur noch bergab. Nachdem die Wanderer Giovanni und seine Ziegenherde überholt haben, folgen sie schmalen, aussichtsreichen Pfaden in Richtung Tesserete. Auch hier sind immer wieder Glöckchen zu hören, wenn Almkühe oder bunte Ziegen am Wegesrand vorbeiziehen.

Infokasten und Tipps rund ums Tessin

Weitere Informationen gibt es bei Tessin Tourismus online unter www.ticino.ch.

Übernachten in Lugano

Das Drei-Sterne-Superior Hotel Delfino ist ein guter Ausgangspunkt für die „Lugano Trekking Tour“. Vor der Tür fährt der Bus Nr. 2 ohne Umsteigen zur Talstation des Monte Brè. Das inhabergeführte Hotel bietet authentische Küche, einen großen Pool mit Garten und Zimmer mit Seeblick.

Schweizer Berghütten entlang des Lugano Trekking

Die Capanna Pairolo ist eine traditionsreiche Hütte mit einfachen Zwei- und Mehrbettzimmern mit Stockbetten. Typisch Tessiner Küche wird auf der großen Aussichtsterrasse serviert.

Die im Jahre 2016 neu erbaute Berghütte Capanna Monte Bar bietet insgesamt 42 Schlafplätze in Doppel- und Mehrbettzimmern mit Frühstück oder Halbpension. Hier werden regionale Produkte wie Käse der nahegelegenen Almen oder hausgemachte Gnocchi und Rösti serviert.

Hinweis: Die Reise wurde von Tessin Tourismus unterstützt. Unsere Berichterstattung hat das in keinster Weise beeinflusst.

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