Regelmäßig zieht es mich in die Heimat Ostfriesland! Nach und nach möchte ich alle Inseln “abklappern” und beim letzten Mal stand eine Tagestour nach Norderney auf dem Programm.
Aktuell gilt schon der Winterfahrplan und eine gute Variante für den eintägigen Kurzurlaub ist die Fähre um 8.45 Uhr. Urlauber sind dann um viertel vor zehn auf der Insel und haben gute acht Stunden Zeit, bevor es mit der letzten Fähre um 18 Uhr zurück geht.
Norderney ist bei Urlaubern beliebt, das Nordseeheilbad lockt mit breiten Stränden, gesunden Thalasso-Wellness-Anwendungen, einem abwechslungsreichen Shopping-Angebot und feinen Fischgerichten.
Direkt am Terminal parken
Die Fähre legt in Norddeich ab. Parkplätze der Reederei Frisia gibt es ganz in der Nähe der Mole (links und rechts der Bundesstraße). Hier kann man für 5 Euro den ganzen Tag parken. Regelmäßig fahren Shuttle-Busse zum Terminal. Ich gehe zu Fuß und bin in fünf Gehminuten am Terminal.
Das Tagesticket für die Fähre enthält bereits die Kurtaxe für die Insel und muss erst bei Verlassen des Schiffes auf Norderney vorgezeigt werden. Es kostet derzeit 18 Euro (Stand 9/2017).
Hochzeit direkt am Strand
Nach knapp einer Stunde Fahrzeit legt der Kapitän im Hafen von Norderney an. Hier wird gerade ein neues Terminal gebaut! Gleich nebenan wartet das moderne „Watt Welten“ Gebäude, das Besucherzentrum des UNESCO-Welterbe Wattenmeer, mit einem Seehund vor der Tür. Er wirbt für die “Small Five”, die man im Wattenmeer sehen kann. Das sind neben dem Wattwurm die Herzmuschel, die Strandkrabbe, die Wattschnecke und die Nordseegarnele.
Ich spare mir den Inselbus und spaziere am Deich entlang in Richtung Weststrand. Schon bald tauchen die ersten blau-gestreiften Strandkörbe auf, die an diesem frühen Morgen noch frei sind. Hier entdecke ich sogar ein kleines Standesamt!
Das Ja-Wort geben sich Paare in einem historischen Strandbadewagen, die Gäste finden Platz in Strandkörben. Die frisch Vermählten können sich dann mit einem Liebes-Schloss am Hochzeits-Gitter verewigen.
Kunst an der Promenade
Am Weststrand hin wechseln sich historische und moderne Gebäude ab. Auf der Mauer der Promenade hat ein Künstler Szenen aus Norderneys Vergangenheit verewigt – direkt dahinter stehen moderne Hotels.
Wenig weiter ist die Marienhöhe zu sehen, ein schönes Haus auf den Dünen. Sowohl Königin Marie als auch Heinrich Heine schätzten die Marienhöhe und genossen den einmaligen Ausblick von der hohen Düne auf die Nordsee. Ich steige hinauf, doch noch ist es zu früh für Kaffee und Kuchen und ich werde hier lieber später einkehren!
Dann komme ich zur Norderneyer Milchbar. Sie ist das Szenelokal der Insel! Der historische Strandpavillon mit dem modernen Glasanbau bietet eine 270° Panorama-Sicht auf Strand und Meer. Einige Gäste genießen das Frühstück mit Ausblick, richtig voll wird es dann am Nachmittag und zum Sonnenuntergang. Das werde ich mir später noch anschauen.
Kostenlose Thalasso-Kur
Norderney war das erste Nordseeheilbad und bietet heute eine Fülle an Thalasso-Anwendungen. Los geht es direkt an der Promenade, hier beginnen die offiziellen Thalasso-Kurwege. Thalasso stammt vom griechischen „Thalassa“ für „Meer“, das uralte Heilverfahren nutzt die wertvollen Inhaltsstoffe der Nordsee, wie Meerwasser, Algen oder Schlick. Sie werden dem Körper von außen und innen zugefügt und haben nachweislich eine positive und heilende Wirkung auf die Gesundheit. Also spaziere ich an der Promenade entlang Richtung Nordstrand und genieße die kostenlose “Kur”.
Es gibt verschiedene Thalasso-Wege: Während die gemütlichen Touren N1 bis N5 über regelmäßige Sitzgelegenheiten verfügen und barrierefrei sind, braucht man für die Strecken N6 bis N10 (bis 13,5 Kilometer lang) Kondition. Eine Rückfahrt mit dem Bus ist auch möglich.
Spiel und Spaß am Nordstrand
Schon bald erreiche ich die Georgshöhe, eine hohe Düne. Zum Gedenken an die Norderneyer Seeleute, die auf dem Meer ihr Leben ließen, wurde auf dem „Gipfel“ ein Stockanker aufgestellt. Das Exemplar wurde in den 1970er Jahren geborgen und erinnert an die vielen Fischer, deren Boote auf der Nordsee kenterten und nie zurückkehrten.
Am Fuße der Düne steht übrigens eine Tafel der „Historischen Schaufenster“. Diese sind auf der ganzen Insel verteilt und zeigen, wie es an dem Standort in der Vergangenheit aussah. Das Historische Schaufenster Nr. 15 zeigt die Georgshöhe mit dem Strandrestaurant Giftbude um 1900.
Von hier oben sehe ich schon den Nordstrand. Hier gleiten Wellenreiter über die Brandung, Kitesurfer rasen über das Wasser und eine Gruppe macht Sport- und Dehnübungen am Strand.
Oberhalb des Nordstrands lädt die Austernbar zu kulinarischen Highlights ein. Davor steht eine Bank, die – laut Schild – für Norderneyer Renter ab 17 Uhr reserviert ist.
Der Nordstrand ist übrigens teilweise barrierefrei: Über die Holzwege ist ein barrierefreier Strandkorb erreichbar, der über eine normale Sitzbank und einen Platz für einen Rollstuhl verfügt.
Thalasso-Plattformen
Das Thema Thalasso begegnet mir überall auf Norderney. In der Mitte des Nordstrands erklimme ich eine von drei Thalasso-Plattformen in den Dünen. Über eine Wendeltreppe geht es hinauf, oben sitzen die Erholungssuchende, genießen die gesunde Meeresluft und den weiten Blick über Nordstrand und Dünen bis zum Wattenmeer im Süden.
Wer dem Nordstrand weiter folgt, erreicht nach längerer Wanderung die Weiße Düne und den Ostbadestrand. Doch zu Fuß ist mir die Strecke bei meinem Tagesausflug zu weit, ich werde sowieso noch einmal wiederkommen!
So spaziere ich unter der Thalasso-Plattform hindurch ins Inselinnere in Richtung Stadt. Durch das ehemalige Kasernenviertel um die Nordhelmstraße habe ich das Zentrum schnell erreicht.
Shopping und frischen Fisch genießen
Sehenswert ist das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in der Fußgängerstraße, umgangssprachlich auch Klamottendenkmal genannt. Bei „Klamotten“ handelt es sich nicht um Kleidung, früher wurden damit in der Gaunersprache zerbrochene Mauersteine gemeint. Und aus diesen besteht der Obelisk. Das 13 Meter hohe und 2.000 Tonnen schwere Denkmal besteht aus 75 unterschiedlich großen, von verschiedenen Städten und Provinzen gespendeten Steinen. Es wurde 1898 zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm I. errichtet.
Es ist Mittag und ich freue mich auf frischen Fisch. Ein Restaurant reiht sich ans nächste, besonders einladend sieht das „Friedrich“ aus. Die Terrasse bietet sonnige Plätze und Blick auf die vorbeiflanierenden Urlauber. Besonders gefragt ist die frische Nordseescholle mit Krabben, auch das Bier aus dem Norderneyer Brauhaus wird häufig bestellt.
Frisch gestärkt geht es durch die Fußgängerzone in Richtung Kurplatz. Modegeschäfte, Souvenirshops und die üblichen Filialisten wechseln sich ab. Besonders schöne Souvenirs und Deko-Artikel gibt es im „Inselraum“ direkt am Kurplatz.
Am Kopf des Platzes liegt das Conversationshaus. Hinter den historischen Fassaden befindet sich die Touristinformation, aber auch ein Café und die sehenswerte Inselbibliothek. Das Repertoire reicht von Zeitschriften über Bücher, bis hin zu Hörbüchern und DVDs.
Baden und relaxen
Direkt nebenan liegt das bekannte bade:haus. Hier locken ein Familienbad und ein hochwertiger SPA-Bereich mit zahlreichen Meerwasserbädern und diversen Saunen. Außerdem gibt es umfassende Thalasso-Angebote für Gesundheit und Anti-Aging. Einzelwanwendungen wie Massagen, Meerwasserbäder, Schlickpackungen sorgen für Entspannung. Das werde ich mir auf jeden Fall für einen längeren Aufenthalt auf Norderney vormerken!
Weniger los ist im Edel-Café auf der Marienhöhe. Hier gibt es frischen Kuchen und Kaffeespezialitäten, die nach berühmten Inselgästen benannt sind.
Ich suche mir einen schönen Platz am Fenster und probiere den Kaffee à la Heinrich Heine mit Sahne und Sanddornlikör – eine eher interessante Kombination. Das Highlight ist die Aussicht und die köstlichen Torten!
Heimwärts
Die Zeit vergeht schnell auf der Insel und ich muss zurück zur Fähre. Zu Fuß ist der Hafen in 20 Minuten erreicht. Leider habe ich keine Zeit mehr für einen Blick ins Bademuseum. Im Museum zur Geschichte des Nordseeheilbads Norderney gibt es auch wechselnde Ausstellungen, zum Beispiel von regionalen Künstlern, wie Hans Trimborn.
Am Terminal ist bereits viel los. Die 18 Uhr Fähre ist die letzte des Tages und viele Ausflügler warten bereits in der Schlange. Jetzt bei Ebbe liegen viele Sandbänke frei und auf der Rückfahrt ist der ein oder andere Seehund auszumachen, bevor die Frisia IV wieder in Norddeich festmacht.
Mehr Informationen gibt es bei Norderney – Meine Insel.
Reiseführer-Tipps:
DuMont Reise-Taschenbuch Ostfriesische Inseln & Nordseeküste
Auf knapp 300 Seiten stellt das Reise-Taschenbuch Ostfriesische Inseln & Nordseeküste alle sehenswerten Orte und Ausflugsziele der Region vor.
Auch Borkum hat sein ganz eigenes Kapitel. Neben den wichtigsten Highlights, den schönsten Stränden und den besten Restaurants gibt es einen Rundgang auf den Spuren der Walfänger und Radfahr-Tipps für die ganze Insel.
Die große Faltkarte und die zahlreichen Detailkarten (zum Beispiel zur Inselumrundung mit dem Rad) bieten Ausflüglern eine gute Übersicht.
111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss
Der neue Entdeckungsführer 111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss, führt an interessante Orte, die zum Teil abseits der Touristenpfade liegen.
Der Leser erfährt detaillierte und spannende Geschichten über die Sehenswürdigkeiten. Mit dabei sind neben Klassikern wie der Milchbar, der Giftbude (ein gar nicht gefährliches Gasthaus), der Bibliothek und der bunten Kaimauer (Kunst am Weststrand) auch der Garten Solaro (ein Stück wilde Natur mitten in der Stadt), die Nordhelmsiedlung, der Planetenweg oder das Quartier Fontanes, wo Weltliteratur entstand.
Der etwas andere Reiseführer ist nicht nur für Urlauber, sondern auch für Ostfriesen, die Norderney vermeintlich schon kennen, interessant!
Norderney ist sooo schön! Ich fahre dort sehr oft hin, weil es mich irgendwie an meine Kindheit erinnert. Dieses Jahr schaffe ich es nicht dorthin, weil ich dieses Mal einen Urlaub in den Dolomiten mache, aber nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder dort Urlaub machen!