Jetzt habe ich es endlich geschafft, die Masurischen Seen zu bereisen. Leider reichte die Zeit nicht, alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Aber den hübschen Ort Mikołajki und Święta Lipka, die Heiligelinde, möchte ich Euch einmal vorstellen!
Gemütliche Überlandfahrt von Olsztyn gen Osten
Im Mittelpunkt der Tour steht die Stadt Olsztyn, die im Ermland westlich der Masuren liegt. Auf einem Tagesausflug habe ich dann einen kleinen Eindruck von der fantastischen Seenplatte bekommen. Und übrigens: Auch die Seen im Ermland sind wunderschön, hier ist nur einfach weniger los.
Eineinhalb Stunden fahren wir mal über gut ausgebaute, mal über etwas holprige Landstraßen gen Osten. Unser Ziel: Mikołajki, dt. Nikolaiken. Das ist einer der touristischeren Orte der Masuren.
Das erste Highlight unterwegs: Ein traumhaftes Mohnfeld direkt an der Straße. Wir sind nicht die einzigen, die in den Feldweg abbiegen. Auch zwei andere – auch deutsche – Autos haben hier geparkt und machen Fotos. Wunderschön, oder?
Wenig weiter erreichen wir Mikołajki. Zu Beginn des Sommers ist noch wenig los. Einige kleine Shops haben geöffnet, es gibt polnischen Honig, Bernstein und Spitzendecken. Wir spazieren hinüber zum Seeufer und schlendern an den Restaurants und Cafés vorbei.
Mikołajki – Klein aber sehenswert
Überall liegen Ausflugsschiffe, die entweder Tagestouren über die großen Seen unternehmen, Fähren, die nach Giżycko fahren und Boote, die eineinhalbstündige Fahrten anbieten. Das ist genau das Richtige für uns. Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir, indem wir in das Restaurant Sielawa direkt am Wasser einkehren. Der Ausblick von der sonnigen Terrasse ist perfekt: Wir schauen den Urlaubern beim Flanieren und den Booten beim An- und Ablegen zu.
Trotz der prominenten Lage ist das Essen gut und günstig. Die Fischsuppe kostet nur wenige Euro, ebenso wie meine Piroggen.
Dann wird es Zeit für unsere Bootsfahrt. Wir kaufen Tickets am Ende der Promenade bei Zegluga Mazurska und gehen an Bord. Die eineinhalbstündige Tour kostet 35 Zloty, also etwa 9 Euro.
Masurische Seen – Eine Schiffstour
Das Schiff legt ab und fährt langsam an der schönen Altstadt vorbei. Vom Wasser aus hat man einen tollen Blick auf die Gebäude und die Kirchtürme. Schon bald lassen wir Mikołajki hinter uns und erreichen den großen Śniardwy – den Spirdingsee. Der im historischen Ostpreußen gelegene See war übrigens bis 1945 der größte, vollständig in Deutschland gelegene Binnensee. Heute ist er einfach der größte See der Masurischen Seenplatte.
Kleine Segelboote und Surfer sausen ans uns vorbei, ansonsten ist es herrlich ruhig auf dem See. Die Sonne scheint zum Glück nicht zu stark und schon bald müssen wir drehen und fahren zurück nach Mikołajki.
Der Ausflug war zwar kurz, aber wir haben einen schönen Eindruck von der Landschaft der Masurischen Seenplatte bekommen. So eine Einstiegstour kann ich Euch empfehlen!
Orgelkonzert in Heiligelinde
Zurück in Mikołajki steigen wir wieder ins Auto und fahren durch die herrliche Landschaft mit ihren Alleen, sanften Hügeln und den unzähligen Storchennestern!
Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Ort Święta Lipka, der bekannt für die wunderschöne, gleichnamige Wallfahrtskirche ist. Schon von weitem leuchtet das Kirchengebäude – jetzt in Rosa. In meinem Reiseführer ist die Kirche noch in gelb abgebildet, in der Zwischenzeit hat sie einen neuen Anstrich bekommen. Das steht ihr.
Ein Reisebus mit Urlaubern fährt gerade ab und nur wenige Autos stehen noch auf dem Parkplatz. Es ist Sonntag Nachmittag und um 16.30 Uhr soll noch eine Orgelvorführung stattfinden. Die ist das Highlight der Kirche. Kurz zur Legende: Ein Sünder wurde zum Tode verurteilt und in der Nacht erschien ihm die Muttergottes. Gab ihm ein Stück Holz und ein Messer und befahl ihm, zu schnitzen, was ihm gefiele. Die Richter erblickten am nächsten Morgen eine wunderschöne Marienfigur und ließen ihn frei. Auf dem Rückweg hängte er die Figur an die erste Linde an seinem Weg. Fortan ereigneten sich hier viele Wunder. Die heutige Kirche an dieser Stelle ist die dritte, sie wurde in den Jahren 1687 bis 1693 errichtet.
Um halb fünf geht es los. Es gibt eine kurze Einführung auf polnisch und deutsch, dann spielt der Organist vier Stücke. Das Highlight: Viele der zahlreichen Figuren der prächtigen Orgel bewegen sich. Sterne drehen, Engel spielen Posaune, läuten mit den Glocken und der Erzengel Gabriel verneigt sich im Takt der Musik tief vor Maria. Dieser fragile Mechanismus wurde von Johann Josua Mosengel schon 1721 gebaut!
Den großen Souvenirmarkt in der Straße vor der Kirche lassen wir aus. Im Vorbeifahren sehe ich hölzerne Störche, Korbwaren und bestickte Decken. Da kaufe ich lieber kulinarische Mitbringsel – zum Beispiel frisch geräucherte Forelle direkt aus dem See vor unserer Hoteltür in Olsztyn.
Lese-Tipp: Gebrauchsanweisung für Masuren
Masuren ist ein echter Sehnsuchtsort. Nicht nur für Naturfans und Tierliebhaber, Wassersportler und Radfahrer, sondern auch für Millionen Menschen aus Deutschland, die hier ihre Wurzeln haben.
In seinem neuen Buch “Gebrauchsanweisung für Masuren” spürt Andreas Kossert, der seit über dreißig Jahren immer wieder hier zu Gast ist, der Nähe zu dieser Landschaft nach. Er nimmt seine Leser mit auf eine Reise von Ortelsburg bis Nikolaiken, vom Spirdingsee bis zur Johannisburger Heide. Der Autor wandelt auf literarischen Pfaden, besucht Ritterspiele und Pferdehöfe, begibt sich in einsamen Wäldern auf historische Spurensuche und verrät, was ausgerechnet den FC Schalke mit Masuren verbindet.
Mein Fazit: Ein lesenswertes Vergnügen für alle Masuren-Liebhaber!
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Hi Brigitte, das Mohnfeld sieht ja fantastisch aus! Unglaublich toll! Ich kenne die Masuren leider noch nicht, sind aber schon für nächsten Sommer geplant! Viele Grüße, Sabine
Liebe Sabine, wir haben leider nur einen kleinen Teil erkunden können. In den Reiseführern gab es noch viel mehr Tipps! Da haben wir einiges auf die nächste Reise verschoben. Dir viel Spaß! Liebe Grüße, Brigitte