Wein und Wandern – Ein Kurzurlaub an der Mosel

Gemütliche Radtouren am Fluss, steile Wanderungen zu historischen Burgen und beschwingende Mosel-Rieslinge – ein Wochenende in Bernkastel-Kues lässt sich vielfältig gestalten. Ich habe letzten Sommer einen Kurzurlaub an der Mittelmosel verbracht und einige Tipps für Euch gesammelt!

Bernkastel-Kues liegt unterhalb der Burg Landshut zwischen Weinbergen und Mosel

Ein Stadtrundgang durch Bernkastel-Kues

Die Zeiten des legendären „Saufbähnchens“ sind vorbei. Das finde ich sehr schade, denn aus dem offiziell „Moseltalbahn“ genannten Zug haben sich bestimmt herrliche Ausblicke auf den Fluss und die Weinberge zwischen Trier und Bullay eröffnet. Und der Weinausschank an Bord sorgte sicherlich für gute Stimmung unter den Fahrgästen. Anfang der 1960er Jahre war dann Schluss. Die Kleinbahnstrecke wurde stillgelegt. „In den übrig gebliebenen Bahnhöfen befinden sich heute oftmals Restaurants“, weiß Sebastian Quint. Der Mosel-Erlebnisführer begrüßt uns an unserem ersten Abend an der Mosel vor dem Alten Moselbahnhof in Bernkastel-Kues und zeigt auf die Menükarte. Wein wird natürlich immer noch entlang der Strecke ausgeschenkt.

Mosel Bernkastel-Kues Wein Stadtführung

Wein vom “Bernkasteler Doctor”

Von dem historischen Kolonialstilgebäude des Moselbahnhofs spaziert Sebastian Quint mit uns in die Altstadt von Bernkastel. „Die Hebegasse heißt nicht etwa so, weil man hier früher oftmals einen gehoben hat, sondern weil hier Steuern erhoben wurden“, erklärt der Stadtführer.

Die schmale Gasse mit ihren Fachwerkhäusern führt sanft den Hügel hinauf. Über den Dächern ragt ein steiler Weinberg – der Bernkasteler Doctor – auf. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Legende. So war der Trierer Kurfürst Boemond II. schwer erkrankt und kein Arzt konnte ihm mehr helfen. „Man brachte ihm dann ein Fass mit Wein von diesem Berg und so ward er wieder gesund“, erzählt Quint. „Der Kurfürst beschloss, dass der Weinberg fortan Bernkasteler Doctor heißen sollte.“

Heute teilen sich fünf Besitzer die nur 3,25 ha große Steillage und erzeugen hochpreisige Rieslinge von Weltruf. Die Lage gilt als teuerste landwirtschaftliche Fläche Deutschlands und nicht selten wird der Wein als Geschenk bei Staatsempfängen überreicht.

Die hübsche Altstadt lockt mit Fachwerk

Durch enge, von Weinreben überrankte Gassen geht es weiter zum Marktplatz mit seinen Giebelfachwerkhäusern. Rund um den St. Michaelsbrunnen gruppieren sich gut erhaltene Gebäude. Besonders sehenswert ist das Renaissance-Rathaus.

Bernkastel-Kues Mosel Wein Marktplatz

Das beliebteste Fotomotiv ist jedoch das schmale Spitzhäuschen von 1416. Die leichte Neigung nach links ist keine optische Täuschung, vielmehr wurde damals das verwendete Holz nicht ausreichend abgelagert.

Am Spitzhaus vorbei geht es über viele Stufen zur Ruine der Burg Landshut hinauf. Vor einigen Jahren wurden hier römische Relikte gefunden. Daher wissen die Bernkasteler, dass sich in ihrer Heimat bereits ein wichtiges Kastell befand. Die spätere Höhenburg wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, heute lockt in der Ruine ein Restaurant mit Ausblick.

Vom Moselsteig aus eröffnen sich immer wieder weite Panoramablicke wie hier von Burg Landshut

Historischer Weinkeller im Ortsteil Kues

Einen Abstecher lohnt auch die andere Moselseite mit dem St. Nikolaus-Hospital. Es wurde vom berühmtesten Sohn der Stadt – Nikolaus von Kues – gestiftet. Der Theologe und Philosoph gründete 1458 ein Armenhospital für genau 33 alleinstehende Männer und spielte damit auf die Lebensjahre Jesu Christi an. „Mit den Einnahmen aus einem acht Hektar großen Weinberg konnten die Bewohner über fünf Jahrhunderte versorgt werden“, erzählt Stadtführer Sebastian Quint.

Cusanus ist der berühmteste Sohn der Stadt Bernkastel-Kues an der Mosel

Ausflügler dürfen das klosterähnliche Gebäude besichtigen. Besonders sehenswert ist das historische Kellergewölbe im Innenhof des Cusanusstifts. „Hier kann man rund 140 Weine von der gesamten Mosel verkosten, ohne den Führerschein zu riskieren“, schmunzelt der Stadtführer. Und das ganz ohne Saufbähnchen…

Ein Moselklassiker - Der Römer ist das typische Weinglas der Mosel

Kurzportrait Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues liegt an der Mittelmosel rund 50 Kilometer von Trier entfernt. Der Ort Bernkastel erhielt im Jahre 1291 Stadtrechte: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Weindorf Kues auf der anderen Moselseite eingemeindet.

Bernkastel-Kues liegt zwischen Weinbergen und Mosel

Der Ort ist bekannt für seine moselfränkische Fachwerkarchitektur, seine verwinkelten Gassen und die unzähligen Weingüter, die hier vorwiegend Rieslinge produzieren. Wanderer folgen dem Moselsteig und seinen Seitensprüngen. Radler durchfahren den Ort auf dem steigungsarmen Moselradweg. Ganz bequem lässt sich die Umgebung mit den Ausflugsschiffen erkunden, die moselabwärts in Richtung Traben-Trarbach oder moselaufwärts gen Trier schippern.

Meine Tipps für einen Kurzurlaub an der Mosel:

Für Wanderer: Ein Ausflug auf dem Moselsteig

Über 365 Kilometer und 24 Etappen führt der Qualitäts-Wanderweg von Perl an der deutsch-französisch-luxemburgischen Grenze bis zur Moselmündung am Deutschen Eck in Koblenz. Er verbindet die berühmten Wein- und Naturlandschaften mit kulturellen Highlights.

Vom Moselsteig aus eröffnen sich immer wieder weite Panoramablicke wie hier von Burg Landshut

Kurzurlauber nehmen sich nur eine Etappe vor oder folgen den sogenannten Seitensprüngen. Diese zweigen als Rundwanderwege links und rechts vom Moselsteig ab. In Bernkastel-Kues lockt beispielsweise der sechs Kilometer lange Bärensteig. Die kurze, aber fordernde Wanderung beginnt mitten in der Altstadt nur wenige Meter vom historischen Marktplatz entfernt. Auf schmalen, naturbelassenen Pfaden erreicht man Aussichtspunkte wie den Jodlerplatz, schwindelfreie Ausflügler erklimmen das Goldene Kreuz.
www.moselsteig.de

Für Radfahrer: Der Mosel-Radweg

Der grenzüberschreitende Mosel-Radweg folgt dem Fluss ab dem französischen Thionville bis nach Koblenz und ist dank der wenigen Steigungen für die ganze Familie geeignet. Auf meist asphaltierten und ufernahen Wegen können Aktivurlauber die Weinregion ganz bequem erkunden. Unterwegs locken urige Straußwirtschaften und Gutschänken zur Einkehr.

Auf dem Moselradweg geht es steigungsarm am Fluss entlang nach Traben-Trarbach

Tipp: Wer ein Wochenende in Bernkastel-Kues verbringt, radelt gut 20 Kilometer auf der linken Moselseite durch Wehlen, Ürzig und Kröv in die Jugendstilstadt Traben-Trarbach. Zurück geht es am anderen Ufer über die Weinorte Wolf, Zeltingen und Graach oder per Schiff. Unterwegs hören Radler über die Lauschtour-App und die Tour „Lauschpunkte am Mosel-Radweg“ spannende Geschichten über Sehenswertes am Wegesrand. Mehr unter www.lauschtour.de.

Für Entspannungssuchende: Mosel-Tour per Schiff

Den besten Blick auf die steilen Weinberge der Mittelmosel eröffnen sich vom Wasser aus. Ab Bernkastel fahren regelmäßig die Ausflugsschiffe der Gebr. Kolb nach Traben-Trarbach und zurück, unterwegs wird zum Ein- und Aussteigen in den Weinorten und am Kloster Machern angelegt.

Ein Muss ist eine Schifffahrt auf der Mosel

Besonders spannend ist die Schleusendurchfahrt bei Zeltingen, wo einige Höhenmeter überwunden werden. Wer weniger Zeit hat, unternimmt eine einstündige Moselrundfahrt, die von Bernkastel flussaufwärts nach Andel und dann flussabwärts nach Graach führt.
Weitere Informationen unter www.moselrundfahrten.de.

Für Weinliebhaber: 2000 Jahre Weinkultur genießen

Schon zu Zeiten der Römer wurde an der Mosel Wein gekeltert. Später übernahmen die Klöster eine wichtige Rolle im Weinbau. Der letzte Trierer Kurfürst ließt im 18. Jahrhundert minderwertige Reben roden und durch bessere Sorten ersetzen. Das erklärt, warum heute von 8.776 ha Weinbergfläche rund 5.350 ha mit Riesling bepflanzt sind. Die Mittelmosel bildet das Herzstück der Weinregion und so reihen sich hier bekannte Steillagen und weltberühmte Weingüter aneinander.

In der Vinothek können über 100 Weine verkostet werden

Bei vielen Winzern können Besucher die edlen Tropfen direkt verkosten. Weinliebhaber sollten jedoch vorher prüfen, ob die Weingüter auch an den Wochenenden geöffnet haben. Einen guten Überblick über die Weine der Moselregion gibt die Moselvinothek in Bernkastel-Kues. Im historischen Säulenkeller können rund 140 Weine von Mosel, Saar und Ruwer probiert und gekauft werden. Das Weinmuseum nebenan gibt einen Einblick in die Weinlkulturlandschaft und ihre 2000-jährige Geschichte.
Weitere Informationen unter www.moselvinothek.de. 

Für Kulturfans: Eine Zeitreise durch die Geschichte unternehmen

Nur wenige Kilometer von Bernkastel-Kues entfernt liegt das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Machern. Umgeben von Weinbergen an der Mosel gelegen ist der historische Gebäudekomplex ein beliebtes Ausflugsziel.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist das Kloster Machern

Seit 1084 setzt das Kloster römische Weinbautradition fort und so bietet das Weincabinet neben Bränden und Likören auch eine große Weinauswahl des Weinguts Reichsgraf von Kesselstadt. In der eigenen Klosterbrauerei schenkt man Bierspezialitäten aus, außerdem gibt es ein Spielzeug- und ein Ikonenmuseum im Kloster. Draußen laden ein Kräuter- und Rosengarten zum Verweilen ein, die Kleinen vergnügen sich auf dem Kinderspielplatz.
Weitere Informationen unter www.klostermachern.de.

Weitere Informationen rund um die Mosel

Mosellandtouristik
Telefon 06531 – 97 330
www.mosellandtouristik.de

Vor Ort informiert die Touristeninformation Bernkastel-Kues.
Gestade 6
54470 Bernkastel-Kues
Telefon 06531 50019-0
www.bernkastel.de

Hat Dir mein Artikel gefallen? Dann teile oder kommentiere ihn – ich freue mich sehr darüber!
Written By
More from Brigitte

Alpbachtal – Österreichs schönstes Dorf

Breite Abfahrten mit leichtem bis mittelschwerem Schwierigkeitsgrad und herrliche Ausblicke über die...
Read More

2 Comments

  • Liebe Brigitte,

    wir wandern auch gerne an der Mosel und haben uns zuletzt am Bremmer Calmont versucht. Er ist der steilste Weinberg in Europa. Der Aufstieg ist entsprechend knackig, lässt sich aber bei mittlere Kondition gut bewältigen. Als Belohnung gibt es herrliche Aussichten auf die Mosel und die umliegenden Dörfer.

    Viele Grüße
    Rita und Bernd Schmitt

    • Liebe Rita, lieber Bernd,
      vielen Dank für Euren Tipp. Den Wanderweg kennen wir bisher noch nicht, merken wir uns aber auf jeden Fall für die nächste Reise an die Mosel vor!

      Sonnige Grüße
      Brigitte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert