Yacht-Urlaub ohne Führerschein? Mit dem Hausboot-Experten Le Boat kein Problem! Wir haben vier Tage an Bord der „Royal Mystique“ verbracht und unfallfrei das belgische Flandern vom Kanal aus erkundet.
Ein kurzes Video unserer Hausboottour seht ihr hier (Youtube-Video).
Meine Erfahrungen im Umgang mit Booten beschränkten sich bisher auf Kanu- und Raftingtouren und so staune ich nicht schlecht, als wir im Belgischen Flandern im Niewpoorter Hafen vor einer 13,25 Meter langen Yacht stehen. Stolz zeigt Rik Hillewig vom Veranstalter Le Boat auf das Prachtschiff und winkt meine Familie und mich an Bord.
Ein Hausboot mit viel Platz
„Eure Royal Mystique ist erst drei Jahre alt und unser Luxusschiff“, verrät der sympathische Belgier. Die Yacht verfügt über zwei Schlafzimmer jeweils mit eigenem Bad samt Dusche, einen Salon mit Rundum-Ausblick, eine vollausgestattete Küche mit Gasherd und Kühlschrank und ein riesiges Sonnendeck.
Während meine Crew die Reisetaschen auspackt und die Küche ausstattet, zeigt mir Rik die technischen Details vom Wasseranschluss bis zum Sicherungskasten und erklärt die Stromversorgung. Im Hafen gibt es Landstrom, während der Fahrt sorgt der laufende Motor für Energie und für den Notfall gibt es noch einen Generator.
Gefahren wird entweder am Steuerstand im Salon oder oben an Deck. Eine wirkliche Wahl gibt es laut Rik Hillewig nicht. „Die Boote sind zwar aus Plastik, aber der Kapitän muss aus Stahl sein und er fährt das Schiff bei Wind und Wetter natürlich vom Deck aus“, stellt er klar. Hier hat der Fahrer nicht nur den besten Überblick, sondern auch ein deutlich übersichtlicheres Armaturenbrett als unten. Ein Lenkrad, ein Gashebel – fertig. OK, für kniffelige Mannöver hilft ein Bugstrahlruder. Es ist wirklich praktisch, dass man bei Le Boat ein Hausboot mieten kann, ohne einen Führerschein zu haben.
Crash-Kurs im Hausboot-Fahren
Das Fahren wiederum ist weniger einfach, denn ein Boot reagiert langsamer als ein Auto auf entsprechende Lenkmanöver. Vorsichtig schiebe ich den Gashebel nach vorne und gebe kleine Fahrt voraus. Rik Hillewig übt mit mir Wende- und Mann-über- Bord-Manöver, beim Anlegen muss die Familie dann mithelfen und die Taue von Bug und Heck am Pier befestigen. Bootsexperte Rik fährt mit uns noch durch die erste Schleuste, wünscht dann gute Reise und hüpft von Bord.
Jetzt habe ich das Kommando über die Yacht und lenke die Royal Mystique hochkonzentriert über die schmale Ijzer. Rund drei Stunden dauert die erste Etappe bis nach Diksmuide. Zum Glück geht es nur geradeaus, gerade mal ein anderes Boot kommt uns entgegen. Die erste Herausforderung ist eine Brücke. Kaum ist das Bauwerk in Sichtweite, rufen wir den Wärter an, der die Brücke öffnet und die Ampel für uns auf grün schaltet.
Zeitreise durch die Geschichte
Abends erreichen wir Diksmuide, einen kleinen Ort mit hübschem Marktplatz. Unser erstes Anlegemanöver gelingt und wir spazieren durch das mittelalterlich anmutende Dorf. Was man nicht sieht: Alles wurde im Ersten Weltkrieg zerstört, aber in den 1920er Jahren wieder aufgebaut. Der riesige Turm gegenüber unseres Liegeplatzes erinnert als Mahnmal an die Schrecken des Ersten Weltkriegs.
Am nächsten Morgen spazieren wir zum 70 Meter hohen Gebäude und genießen von oben den Ausblick bis zum Meer. Hinunter geht es über zahlreiche Etagen – jede ist einem anderen Thema des Ersten Weltkriegs gewidmet. Besonders beeindruckend sind die dunklen Gänge in den untersten Ebenen, die zeigen, wie sich die Soldaten in ihrem Umfeld gefühlt haben müssen. Das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
Dann geht es wieder aufs Schiff – weiter nach Ieper. Wir passieren erfolgreich einige enge Schleusen, schippern dann gemütlich über einen schmalen, einer Allee gleichenden Kanal.
Das Anlegen wird spannend: In Ieper können wir nicht der Länge nach an den Steg fahren, sondern müssen rückwärts einparken. Zum Glück gibt es rund um das Hausboot Gummi-Puffer wie beim Auto-Scooter, so dass wir mit einigem hin und her und netter Hilfe des Hafenmeisters und des Bugstrahlruders anlegen.
Zapfenstreich in Ieper
Auch hier sind die Spuren des Krieges präsent. Die sehenswerte Tuchhalle ist keine 100 Jahre alt und jeden Abend gedenken viele Einheimische und Urlauber der gefallenen Soldaten mit einem Zapfenstreich am britischen Kriegerdenkmal Menentor. Nicht verpassen sollte man übrigens die zahlreichen Biersorten hier in Belgien, für Frauen werden auch Varianten mit Kirschen oder Himbeeren im Sektglas serviert.
Die Hausboot-Route durch Flandern ist eine Reise durch die Geschichte, doch genauso beeindruckend ist die Natur mit ihrer vielseitigen Tierwelt und die Stunden an Bord werden nicht langweilig. Immer wieder taucht ein mutiger Kormoran vor dem Boot ins Wasser, steht ein Fischreiher am Ufer, schauen neugierige schwarzbunte Kühe von den Wiesen herüber.
Und während sich meine Familie an Deck ein Sonnenbad gönnt, spiele ich nach drei Tagen schon ganz erfolgreich den Freizeitkapitän und lenke meine Royal Mystique von Stunde zu Stunde entspannter über Flanderns Kanäle.
Die Tour „Idyllisches Flandern“ mit Le boat
Hunderte Kilometer Wasserwege durchziehen die belgische Region Flandern und einer der beliebtesten Ausgangspunkte für eine Hausbootfahrt ist das Städtchen Nieuwpoort nahe des Küstenorts Oostende. In der Marina am Ortsrand liegen die verschieden großen Schiffe des Anbieters „Le Boat“, hier können Urlauber ein Hausboot mieten und zu mehrtägigen bis zweiwöchigen Touren nach Brügge oder quer durch Flandern starten. Für Einsteiger ist die wenig befahrene „Route 1“ über Diksmuide nach Ieper die beste Wahl. Die Ijzer und der Ieper- Ijzer-Kanal sind wenig befahren und auf der viertägigen Reise müssen nur acht Schleusen bewältigt werden. Das schaffen auch Anfänger, denn wer mit „Le Boat“ unterwegs ist, braucht keinen Führerschein. Dafür gibt es eine umfassende Einweisung vor dem Start.
Weitere Informationen, Angebote und Buchungsmöglichkeiten gibt es unter www.leboat.de.
Hinweis: Die Reise wurde von Le Boat unterstützt. Der Bericht stellt ausschließlich unsere eigene Meinung dar.
Warst Du schon einmal mit dem Hausboot unterwegs? Teile doch Deine Erfahrungen mit uns :)
Man bekommt einen tollen Eindruck, wie eine Hausboot-Tour so abläuft. Schöne Geschichte! Auf dem Boot scheint man viel Platz zu haben? Würdet ihr auch eine längere Boots-Tour machen?
Die Royal Mystique war wirklich sehr geräumig, ich kann das Boot nur empfehlen. Gerade bei längeren Touren macht es Sinn, ein größeres Boot zu nehmen. Eine längere Tour, eventuell in Süd-Frankreich, könnten wir uns gut vorstellen.
Die Gegend sieht wunderschön aus und eine sehr schöne Geschichte. Da bekommt man selber Lust eine so schöne Bootsfahrt zu machen.
Vielen Dank! Die Tour war wirklich ein Erlebnis, das man nur weiterempfehlen kann.
Ich wusste nicht, dass man ganz ohne Bootsführerschein so eine riesige Yacht fahren kann! Wie cool!! Wie viele Leute braucht man denn für eine Tour, damit es nicht zu stressig wird beim Anlegen, Schleusen usw?
Wenn man das erste mal so ein Schiff “befehligt”, dann ist schon eine Herausforderung, die man aber gut schaffen kann. Die Crew sollte neben dem Bootsführer nicht kleiner als 2 sein, so dass beim Anlegen jeweils der Bug und das Heck besetzt ist.
Eine Hausbootreise stelle ich mir sehr gemütlich vor. Ich mag es am Wasser zu sein. Bisher war ich immer nur auf größeren Gewässern unterwegs. Aber diese Form des Reisens steht für mich 2017 “ganz oben auf der Liste”. :-)
Kann ich Dir wirklich empfehlen!! Wir haben bisher Kreuzfahrten unternommen, aber wenn das Ufer so nah vorbeizieht – das ist schon entschleunigend. Auch das mir bis dahin unbekannte Flandern hat mir super gut gefallen. Ist ein guter Tipp für Boot-Anfänger :) Da ist nämlich nicht so viel los auf den Kanälen…
Ich bin in 14 Tagen in Flandern – das wäre bestimmt ein schönes Erlebnis gewesen. Aber dafür wird mir nun die Planungszeit etwas zu knapp. Nächstes Mal… ;-)
Cool! Wo geht es hin? Wird es auch eine Reportage geben?
Destination steht noch nicht ganz fest. Aber ich werde dann bestimmt darüber im Blog berichten. :-)
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