Kurzurlaub in Roermond

Wer in Roermond bisher nur im Outlet war, hat einiges verpasst. Es lockt eine historische Altstadt mit Kneipenmeile. Außerdem liegt mit den Maasplassen das größte zusammenhängende Wassersportgebiet der Niederlande direkt vor der Tür. Ich habe einen Tagesausflug unternommen und war echt überrascht! 

Auf dem Marktplatz treffe ich Stadtführerin Marianne Giesbers. Zu Beginn der Tour zeigt sie auf den Boden. Mitten im Kopfsteinpflaster fasst ein großer Steinkreis die Geschichte der Region zusammen – die Zeitachse reicht von den Römern über deutsche Kaiserzeiten bis heute, zwischenzeitlich war Roermond Hansestadt, dann Bischofsstadt.

Es ist 12 Uhr und auf dem Marktplatz erklingen die Töne eines Glockenspiels. Neugierig schaue ich zum Rathausturm hinauf. Hoch oben setzen sich bunte Figuren in Bewegung und tanzen um die Turmspitze. Auf den Bischof folgen der Narr, der Architekt Pierre Cuypers, ein Orgelspieler, ein Schmid, ein Schneider, die Königin Maria Theresia und ein Tuchmacher. Nach wenigen Minuten bleibt der Tuchmacher mit Blick in Richtung Marktplatz stehen. Die letzten Töne verklingen über der Altstadt von Roermond und die acht Figuren haben eine Stunde lang Pause.

Die Tour führt zunächst zur Christoffelkathedraalan der Nordseite des Platzes. Sie ist die Bischofskirche des Bistums Roermond und dem Schutzheiligen aller Reisenden geweiht. Auf ihrer Turmspitze glänzt eine dreieinhalb Meter hohe, vergoldete Statue des heiligen Christophorus. Ein Blick ins Innere ist täglich von 14 bis 17 Uhr möglich.

Auf dem Jakobsweg

Marianne Giesbers unternimmt einen Abstecher in die Grote Keerkstraat und zeigt auf ein kleines Fenster. „Wir glauben, dass wir einen Unterarm des Heiligen Jacobus hier als Reliquie haben“, erzählt sie. Genau hier führt der Jakobsweg nach Santiago vorbei.

Die Tour führt an der Kirche vorbei in Richtung Outlet. Auf der linken Seite geht es über die Terrasse des Restaurants „De Postorie“ zum Rattenturm, der ehemals zur Befestigungsanlage der Stadt gehörte. Hinter den Überresten der Stadtmauer fließt die Rur in die Maas und gab mit ihrer niederländischen Bezeichnung „Roer“ der Stadt den Namen.

Ausgehen in Roermond

Durch die Koolstraat geht es hinunter zur Rur. Der kopfsteingepflasterte Weg wurde nach den Kohleträgern benannt, die früher die Steinkohle von den Schiffen am Rurkai in die Stadt hinauf schleppen mussten. An der Rur liegt die beliebte Kneipenmeile der Roerkade. „Hier scheint den ganzen Tag die Sonne auf die Straßencafés und auch abends kann man super ausgehen“, empfiehlt Marianne Giesbers.

Plötzlich ertönt ein Schiffshorn. Gegenüber am Rurkai legt ein Ausflugsboot voller Urlauber ab und macht sich auf den Weg über Rur und Maas zu den Maasplassen, der großen Maas-Seenplatte. Die 70-minütige Fahrt ist bei schönem Wetter wirklich schön und ich plane die Tour für später ein.

Marianne Giesbers überquert die Steinerne Brücke, die eigentlich „Maria Theresia Brücke“ heißt. Sie ist der beliebteste Fotospot der Stadt.

Auf der anderen Seite liegt der historische Stadtteil St. Jacob. Diese Vorstadt existiert schon seit dem 14. Jahrhundert und wurde hauptsächlich von Fischern und ärmeren Leuten bewohnt. Heute lockt hier mit dem „Aetkefee Faubourg St. Jacques“ ein hübsches Café, wenig weiter befindet sich die Galerie Het Achterhuis, entlang kleiner Gassen geht es zum großen Yachthafen an der Maas.

Auf den Spuren von Emile Seipgens

Zurück an der Roerkade bleibt Marianne Giesbers an einer Statue des Schriftstellers Emile Seipgens stehen. Er schrieb Opern im Roermonder Dialekt, die bekannteste ist die Opera buffa Schinderhannes. Diese komische Oper wird regelmäßig aufgeführt, Statuen der Protagonisten sind überall in der Stadt zu finden.

Wenig weiter in der Neerstraße laden kleine Geschäfte zum Bummeln ein, die großen Ketten sucht man vergebens. Es gibt hübsche Einrichtungsgegenstände, ausgefallene Mode, Geschenke und Delikatessen aus der Region.

Roermonds berühmter Architekt

Durch die Paredisstraat spaziert Marianne Giesbers zum zweiten großen Platz der Stadt, dem Munsterplein. Er wird von der Münsterkirche überragt. Sie ist die einzige Kirche im spätromanischen Stil in den Niederlanden und entstand als Teil einer Zisterzienserinnenabtei. Da sie dem geldrischen Grafenhaus als Grab dienen sollte, wurde sie besonders aufwändig gestaltet. Bestattet wurden hier jedoch nur der Stifter der Kirche, Graf Gerhard IV. und seine Frau. Und das sogar nebeneinander! Wie so viele Kirchen wurde auch die Munsterkerk vom berühmten Roermonder Architekten Pierre Cuypers renoviert. Der Architekt leitete im 19. Jahrhundert eine Vielzahl an Neu- oder Umbauten zahlreicher Gebäude. Zu seinen wichtigsten Werken zählen der Hauptbahnhof und das Reichsmuseum in Amsterdam. Ein Denkmal neben der Kirche erinnert an den bekanntesten Einwohner der Stadt.

Auf dem Platz ist bei gutem Wetter viel los. In der Mitte steht der Musikpavillon, den Pierre Cuypers für seine Frau entwarf.

Am anderen Ende des Platzes beginnt die Pollartstraat. Wer einmal ganz ungewöhnlich nächtigen möchte, ist hier im „Het Arresthuis“ genau richtig, denn das Hotel ist das ehemalige Gefängnis der Stadt. Viele Jahre hatte das historische Gebäude keine freiwilligen Besucher, heute locken komfortable Hotelzimmer mit modernem Design.

Durch die Geeststraat geht es zurück in Richtung Marktplatz. In der kleinen Straße gibt es zahlreiche kleine Handwerksgeschäfte, hier findet man garantiert das passende Souvenir – ob Mode aus Roermond, niederländischer Käse oder kleine Kunstwerke aus Tiffany-Glas. Durch die ehemalige Fleischhalle neben dem Rathaus erreicht man wieder den Marktplatz und Marianne Giesbers beendet ihre Tour am kreisrunden Denkmal zur Geschichte der Stadt.

Plötzlich erklingen die Glocken am Rathaus, die lebensgroßen Figuren am Turm setzen sich in Bewegung und umkreisen die Rathausspitze!

Weitere Informationen findet ihr beim Tourismusbüro Roermond.

Hinweis: Die Stadtführung wurde von Roermond Tourismus organisiert. Der Bericht stellt ausschließlich unsere eigene Meinung dar.

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